00:00:00: Willkommen zu einer neuen Folge vom Genusstalk. Heute habe ich mir eine Frau eingeladen, die das Schreiben über Genuss zu ihrer Berufung gemacht hat. Anja Wasserbäch ist Redakteurin bei der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten, Gastrokritikerin und wenn man sich so umhört in der Gastro- und Kulinarik-Szene, eine der spannendsten kulinarischen Stimmen im deutschsprachigen Raum. Sie erzählt uns, wie man ja seine Leidenschaft für gutes Essen zum Beruf gemacht hat oder macht, weil sie macht das ja ständig. Sie ist ständig irgendwo unterwegs und isst gut. Vielleicht muss man da auch mal drüber sprechen, wie man da auch die Form behält. Jedenfalls freue ich mich, dass sie heute bei mir zu Gast ist. Hallo, herzlich willkommen, liebe Anja.
00:00:44: Hallo, dank, dass ich da sein darf. Freut mich sehr. Vielen Dank für die Einladung.
00:00:48: Als erstes interessiert mich da, wie kam es dazu, dass du deine Leidenschaft für Kulinarik zum Beruf gemacht hast?
00:00:56: Da muss ich glaube sehr weit ausholen, weil als erstes Mal stand immer der Journalismus an erster Stelle. Ich habe ganz früh angefangen mit dem ganz klassischen Lokaljournalismus, mit den Kleintürzüchtern und Blumenschmuckwettbewerben, mit der Lokalzeitung. Und dann bin ich tatsächlich vor dem Studium über ein Praktikum beim Stadtmagazin Prinz damals, von jetzt dem Nachhinein auch meiner Mentorin würde ich sagen und Freundin zum ersten Mal zum Restaurant testen geschickt worden. Die gesagt haben, ach du isst doch auch gern und guck mal, du kannst schreiben, mach doch mal, geh da mal hin. Und das fand ich natürlich spannend. Vorher hatte ich mehr Kulturjournalismus gemacht und natürlich Popkonzerte und Interviews und solche Dinge. Und dann ging das los, dass ich dann auch während dem Studium, nee, dann kam sogar das Volontariat vor dem Studium, eben bei dem Stadtmagazin und ich hab dann eben Gastro betreut. Und da gab's auch immer so ein Sonderheft. in dem immer, glaube ich, Restaurants getestet wurden, tatsächlich auch jedes Jahr. Das ist jetzt auch schon eine Weile her. Und das hat mich betreut. Und so ging es los, dass ich dann auch mein Studium mit Gastro-Kritiken, Gastro-Datenbanken, also den ganz, auch ja, Brotshops und Konzert-Kritiken finanzieren konnte. Und so ging das immer weiter. Und jetzt bin ich natürlich in der sehr privilegierten Situation. Tolle Geschichten aus der Kulinarik von Menschen erzählen zu können. Ein sehr kleiner Teil macht bei mir die klassische Restaurantkritik aus.
00:02:34: Genau, ist eher der Food-Journalismus, den du mittlerweile betreibst in den unterschiedlichsten Facetten. da kommt auch immer mal wieder so eine Gastrokritik oder auch mal ein Kochbuch, das besprochen wird, vor. Aber was macht jetzt eine gute Food-Journalistin aus?
00:02:51: Essen. Essen, Sehr viel Essen, Speichern, Notizen machen. Also ich habe immer meine Blöcke dabei und die werden auch alle archiviert. Also ich kann heute sagen, wie es in dem Restaurant XY vor fünf Jahren, ja, vor fünf Jahren nicht, da war man mitten in der Pandemie, aber vor drei Jahren oder so, vor zwei Jahren, geschmeckt hat und welcher Gang nicht so war. Und dann Erfahrung. Also das ist die Erfahrung, glaube ich, es ausmacht.
00:02:52: Hahaha!
00:03:21: offen sein, glaube, man muss vergleichen, bewerten, einordnen können und ja, viel erfahren, viel essen gehen, viel aufschreiben und sich immer weiterentwickeln. Das, würde ich sagen, sind so die Hauptpunkte.
00:03:37: durchaus auch mal selbst ein praktikum in der in der küche machen also du hast ja bei vincent kling mit ihm da die perfekte roulade gekocht was bei a nightclubs later unterwegs und so weiter und sofort klar trifft man da natürlich auch spannende menschen die man auch irgendwo ja auch auf augenhöhe begegnen will muss man dann was du ja auch getan hast dann mit solchen praktikas muss man da auch dann schon auch ein bisschen was von der Kochtechnik und so weiter dann auch selbst erfahren haben, da auch irgendwo mitreden zu können oder auch sich auf Augenhöhe bewegen zu können.
00:04:15: Also das würde ich weit von mir weisen, dass ich mich mit irgendwelchen Köchinern und Köchen auf Augenhöhe in der Küche bewegen kann. das bei der Theorie, nein, nein, also meine Kochsinnens im Alltag ist weit von irgendwelchen Profiköchinern entfernt. Aber man muss natürlich viel, man lernt da viel auch zu verstehen, wie Abläufe sind, wie Gerichte, wie das Handwerk funktioniert. bei
00:04:18: Ja. Theoretisch? Nein.
00:04:40: Vincent Klinkt ist jetzt auch tatsächlich über 20 Jahre her, als ich da die Reportage gemacht habe, an den Rouladen, die es ja so heute auch leider nirgends mehr gibt. Ich habe jetzt ein Restaurant gefunden im Schwäbischen, wie die noch machen. Das kommt bald. Aber da lernt man auch viel von Haltung. Also bei Vincent Klinkt, der hat einfach eine gewisse Haltung, der steht für was. Er zieht es seit vielen Jahren, als Nose to Tail noch kein Trend war. zieht er durch. schon immer viele Frauen zum Beispiel in der Küche gehabt. bezahlt seine Mitarbeitenden anständig. Wertschätzung, natürlich musste man als Gast dann auch das gewisse Zahlen, ein Essen zu bekommen. Und dann hatte ich noch tatsächlich vor drei Jahren war das, ich, vor zweieinhalb ein Praktikum in der Tantris Küche gemacht. Und dann morgens 8 Uhr am Fisch eingeteilt zu sein und so entgräten und entschuppen. ja, das war jetzt schon nicht so zimperlich. Muss aber auch zugeben, lange man mich nicht in die Patisserie schickt, ist alles gut. Da kann ich wirklich keine Hilfe sein, wenn es ganz feine zitzelliche Angelegenheiten geht.
00:05:55: Ja, aber man muss schon gerne essen, damit man dann auch tatsächlich sich in diesen Kreisen einfach da auch bewegen kann. Und letzten Endes, wie du auch gesagt hast, übers Probieren kommt man einfach ja auch dazu. Das ist ähnlich wie beim Weintrinken. Ich vergleiche das da auch immer gern. Nur wenn man Wein trinkt, weiß man nachher auch, was einem persönlich schmeckt. Was vielleicht auch besser schmeckt, wie sich da auch Jahrgänge unterscheiden, wenn man da mal tatsächlich auch in die Gelegenheit und den Genuss kommt, verschiedene Jahrgänge quer zu verkosten. Und das ist natürlich auch so das Spannende, dann zu sehen, wie sich sowas verändert oder wie sich auch jemand weiterentwickelt, wenn du dann einen Koch oder eine Köchin begleitest.
00:06:39: Ja, absolut. Das ist total spannend, was da auch manchmal wirklich nur innerhalb von einem Jahr oder so passiert, wenn man dann wieder hinkommt, wie sich auch Küchen weiterentwickeln. Das ist ja auch immer nicht ein Koch, eine Köchin, die da in der Küche steht, sondern ein ganzes Team, das ständig auch sich austauscht und weiterentwickelt und ja, dazulernend. Und das ist natürlich super spannend.
00:07:04: Was denkst du fasziniert an Menschen so am Lesen über Essen? Holt man sich da Appetit oder warum sind denn solche Reportagen? Ich sag jetzt einfach mal Reportagen, die du da auch schreibst, so beliebt, dass sie auch immer einen großen Teil in Magazinen oder in der Zeitung einnehmen.
00:07:24: Also ich glaube, dass da mit die Pandemie noch so einen Schwung gegeben hat, als alle mal zu Hause saßen und überlegen mussten, was essen wir jetzt eigentlich jeden Tag, wenn man nicht mehr jeden Tag zum Supermarkt einfach gehen kann und wenn man nicht in die Kantine kann und solche Dinge. Also da habe ich gemerkt, dass auf dem Thema zu Hause kochen und wirklich selbst kochen ein größeres Interesse da war, was auch die Zugriffszahlen einfach gezeigt haben. Und dann ist halt so, essen müssen wir alle. Jeden Tag, mehrmals. Und Essen ist halt alles. Essen ist halt auch politisch. Was bin ich mir wert? Was ist mir der Bauer, die Bäuerin wert? Wo kaufe ich meine Produkte? Was kaufe ich? Ich kann damit jeden Tag Entscheidungen ja auch treffen. Insofern, Essen geht uns alle an. Es gibt ganz wenige Menschen, die sich gar nicht mit Essen auseinandersetzen. Egal in welcher Weise. Selbst wenn jemand täglich ich sage jetzt mal, Convenience-Food zu sich nimmt und nie in ein Restaurant geht, setzt sich trotzdem mit Kulinarik in einer gewissen Weise auseinander. Ganz anders als andere Menschen. Aber beschäftigen tut es alle. Und ich merke natürlich auch Feedback der Leserinnen und Leser, wie interessant das alles ist. Und egal, sie jetzt auch, wenn sie noch nie in einem Sterne-Restaurant waren, interessiert es sich trotzdem, durchs Schlüsselloch zu gucken und zu sehen, was passiert da, warum kostet ein Essen, wie viel es kostet, mit welcher Qualität wird gearbeitet, wer ist der Mensch dahinter. Und das ist ja das Spannende. Also bei den Geschichten übers Essen geht es ja bei mir, hoffe ich zumindest, immer über die Menschen, die das zubereiten, die es anbauen. Es hat ja noch viel mehr, steckt ja überall dahinter. Und das glaube ich, interessiert die Menschen.
00:09:15: Wo Menschen eine Rolle spielen, spielen natürlich auch Emotionen eine Rolle. Was war denn so dein emotionalster Moment als kulinarische Journalistin? Gibt es da den einen, der die Azore in Erinnerung geblieben ist?
00:09:31: Du meinst wahrscheinlich so den Ratatouille-Moment, wenn man mit Tränen in Augen da sitzt, wie in Film und so gerührt ist von einem Essen. Die gab es noch nicht so oft tatsächlich und die sind halt auch total subjektiv, weil das immer was mit persönlicher Prägung, Erinnerung, Emotionen zu tun hat. Und das eine war, kann ich auch noch ganz genau sagen, ich weiß auch noch heute, wie es geschmeckt hat, in Nürnberg im EZ, die Schlachtschüssel.
00:09:41: Ja.
00:10:01: Da gibt es dieses Gericht, wo eine Kartoffel gekocht wird und das fermentierte Sauerkraut und da wird einfach Leberspäne drüber gehobelt und es schmeckt einfach wie eine Schlachtplatte. Das war unfassbar gut, ja. Und da war ich sehr gerührt, ja.
00:10:18: Das sind dann eben auch so diese kulinarischen Erinnerungen, wie du sagst, die irgendwo jemanden auch geprägt haben und das hat ja sehr wahrscheinlich, ich hoffe es zumindest, dass jeder so eine kulinarische Erinnerung auch hat, die er mit oder die sie dann auch mit einem besonderen Moment mit einer Person dann auch verbindet, weil wenn man so denkt, wenn man irgendwo Beispiel gerade die Roulade, wenn man dann weiß wie die Roulade bei der Oma geschmeckt hat und man isst irgendwo da nochmal so eine Roulade, dann kommt natürlich dann direkt auch irgendwo die Erinnerung hoch oder man schafft es selbst mal die Roulade so zu kochen, dass es so geschmeckt hat wie bei Oma.
00:10:57: Mhm, das stimmt.
00:11:00: Wie haben sich denn die Food-Berichterstattungen und Reportagen, die du da schreibst, den letzten Jahren verändert? Gibt es da Themen, die früher relevant waren und heute gar keine Rolle mehr spielen? Spielt da auch die Nachhaltigkeit? Du hast so bisschen anklingen lassen, auch. Wie wird gearbeitet? Woher kommt denn dann tatsächlich auch entsprechend, wo kommen die Produkte her? Wie werden Mitarbeiter bezahlt und so weiter? Spielt Nachhaltigkeit da eine größere Rolle?
00:11:30: Ja, absolut. Also überhaupt ja in allem. ist ja auch ein bisschen Nachhaltigkeit schon leider so ein abgetroschenes Wort, aber trotzdem finde ich, ist es super wichtig, dass man auch in der Berichterstattung, wie nachhaltig ist jetzt was, was man da macht, hat das mehr als, also früher hieß es, ist älter als die Zeitung von gestern so. Aber es bleibt ja alles irgendwie auch da im Raum, in diesem Internet und wo auch immer. Und Und in den Küchen, Restaurants und überhaupt in unserem Leben ist es ja, also mir zumindest sehr wichtig, was konsumiere ich, wie konsumiere ich das, was hat das für Auswirkungen. deshalb ja, das hat sich geändert. Natürlich sind vegetarische Themen, vegan, Frauen. Es ändert sich sehr viel, finde ich. Im Moment ist alles irgendwie im Umbruch und Die Welt sowieso, deshalb ist es auch irgendwie schön, dass wir hier alles ausblenden können und nur über die schönen Dinge, über die Kulinarik, sprechen können. Aber ja, das sind absolute Themen, die jetzt viel größeren Einfluss auf alles haben.
00:12:40: Wie bereitest du dich da eigentlich vor auf so eine kulinarische Reise, Reportage? sind ja oftmals dann jetzt nicht nur ein Restaurant oder ein Produzent, den du dann besuchst, du versuchst natürlich logischerweise da auch ja das ein oder andere miteinander zu verbinden, wenn es dann, was weiß ich, nach Österreich geht oder nach Wien. Und da hat man ja natürlich dann auch ein paar Dinge, die man da sicherlich dann gerne anschaut und dann auch wunderbar ja drüber schreiben kann. Wie bereitest du dich da so vor? Ist dann immer auch nochmal sehr viel Recherche davor, gerade bei Dingen, du noch nicht kennst.
00:13:16: und auch bei Dingen, die ich kenne. ich darf niemand wissen, wie viel Recherche, wie viel Zeit ich verwendet, Podcasts zu hören, Interviews zu lesen, wenn die Protagonistinnen Bücher geschrieben haben, die Bücher zu lesen. Natürlich, wenn ich jetzt auf eine Reise gehe, wie zuletzt war ich in Kopenhagen, da muss alles natürlich wie beim Reisebüro durch organisiert sein, wann, in welches Restaurant und wie.
00:13:23: Haha.
00:13:46: welches Interview waren, mit wem und so. Das ist schon ein größerer Aufwand als am Ende, den Text zu schreiben. Da muss ich mir nichts vormachen. Also die wenigste Zeit am Tag verbringe ich eigentlich damit, Texte zu schreiben.
00:13:59: Ja und sehr wahrscheinlich halt viel vor Ort dann einfach mit den Menschen auch zu sprechen und in Kontakt zu sein. Da stellt man sich natürlich die Frage wer so häufig nicht nur in normaler Gastro unterwegs ist und ist sondern sehr oft dann natürlich in den Sterne Restaurants Deutschlands und Europas unterwegs ist. Macht das denn dann auch immer Spaß? Freust du dich jedes Mal darauf?
00:14:05: Vielen Dank.
00:14:24: 6 7 8 9 gänge zu essen oder ist es auch manchmal ziemlich anstrengend
00:14:30: Schwierige Frage. Ich freue mich immer und ich finde es immer super und weiß einfach, dass sehr zu schätzen, ich da sein darf und das genießen darf und weiß auch, dass das nicht in der Häufigkeit normal ist. Deshalb ist es toll. Aber natürlich ist man nicht immer gleich gut drauf. Allein körperlich hat man irgendwas mal oder ist erkältet oder sonst was und dann macht es schmecken, nicht so viel Spaß. Ich bin meistens alleine unterwegs oder meistens, also eigentlich immer. weil es auch für die Konzentration besser ist, vom Essen her. Das ist natürlich schön und toll, aber es ist auch meine Arbeit. Es ist jetzt nicht so, wie wenn ich mit Freunden essen gehe und mich einfach nicht so konzentrieren muss. Aber natürlich ist es absolut tolle Arbeit und macht unglaublich viel Spaß.
00:15:04: Mhm. strengt man sich dann im restaurant dann auch extra an wenn man weiß dass du kommst hast du da schon mal so eine erfahrung gemacht
00:15:28: Na, das klappt. Nee, weiß ich nicht. glaube, einer gewissen Spielhöhe in Feindining-Läden muss es ja immer gut sein. Also da, glaube ich, können die keinen Unterschied machen, dass vielleicht ein sommelier, denkt, die Arme sitzt da ganz allein, weil ein bisschen netter und freundlicher ist, weil ich einfach mehr Zeit habe und allein da sitzt, ist das okay. von der Küche her glaube ich nicht, dass da irgendwas anders gemacht wird.
00:16:01: Ja, zizierst du dann auch den Teller, man sich das so vorstellt, nicht? Ich sehe jetzt da Kitchen Impossible vor mir, damit dann genau auch geguckt wird, was haben sie da wie gemacht und was ist das, was steckt da genau drin? Oder sitzt du einfach davor, genießt den schönen Anblick, machst ein Foto, notierst dir was dazu, probierst, isst und sprichst dann nachher auch dann nochmal mit dem Koch oder der Küchencrew drüber, was sie sich dabei auch letzten Endes gedacht haben, weil jeder Gang Und jedes komplette Menü spiegelt ja auch immer noch mal eine Philosophie wieder.
00:16:35: Ja, also wenn ich Portraits schreibe oder so größere Geschichten über Restaurants oder Köchinnen, dann findet immer auch ein Interview statt. Klar. Und ja, ich sitze da und mache mir ganz klar meine Notizen, was, wie und was ich jetzt empfand und wie es zusammengesetzt war oder auch wenn ich konkrete Fragen zu bestimmten Gerichten habe.
00:16:58: Ja, nimmt also es ist meine ich es steckt ja nicht immer eine Kritik drin, weil du schreibst ja eher die die Reportagen, aber gibt es da auch dann nachher nochmal konkret durchaus dann auch die Rückfrage an dich, was du gut fandest und was nicht und hat das dann auch vielleicht manchmal schon mal einen Ausschlag gegeben, dass dann irgendwas verändert worden ist?
00:17:20: Es gibt Köchinnen und Köche, die mich konkret fragen, Also darf man mich fragen. Dann sage ich meistens, dass ich noch mal eine Nacht drüber schlafen will, weil ganz spontan finde ich es wirklich immer ein bisschen schwierig, weil das der erste Eindruck ist. Und ich weiß jetzt nicht, ob jemals jemand was verändert hat, aber es ist schon so, dass ich dann das sage, wenn man mich fragt, wie ich was mache, dass ich ganz täusche.
00:17:46: Ja, das ist...
00:17:50: Ja, und es ist auch so, also wenn man auf Instagram folgt, da sieht man ja immer dann viele Gänge von den Menüs und so. Ich bin jetzt nicht eine, die dann da schreibt, das fand ich jetzt nicht so toll oder so, dann poste ich lieber gar nichts. Also ich würde jetzt auch nie ein Restaurant vorstellen auf Instagram, von dem ich nicht, dass ich nicht gut fand, sag mal so. Weil das eben keine klassische Restaurantkritik ist.
00:18:11: Ja genau, Die gibt's ja immer weniger, hab ich so den Eindruck. Haben die Leute da weniger Interesse dran an der Gastrokritik?
00:18:24: Nein, das glaube ich nicht, aber es ist natürlich eine finanzielle Sache. Also die klassische Restaurantkritik, wir machen die noch bei Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten in Stuttgart vor allem. Und ich habe ja die Kolumne Besser Essen in ganz Baden-Württemberg, die wurde jetzt so wiederbelebt in letzten Jahren. Und da ist es wirklich so, dass ich unter anderem Namen reserviere. Man geht zu zweit hin, man isst und fertig und schreibt dann. Das ist die klassische richtige Restaurantkritik.
00:18:47: Ja.
00:18:51: Ich telefoniere dann noch mit den Betreibern, mit den Köchinnen, wenn es darum geht, sind jetzt die Öffnungszeiten oder auch, wenn es Probleme gab, dem Tag das offen anzusprechen. Aber die klassische Restaurantkritik, glaube ich, ist etwas, was unbedingt noch gebraucht wird und dies leider echt immer weniger gibt.
00:19:12: Ja, so und mit deiner Erfahrung bist du natürlich da auch richtig mittlerweile ja extrem vernetzt kennst alle wichtigen Menschen sowohl Männer als auch Frauen und da spielt ja jetzt auch so ein neues Projekt eine große Rolle die Chefin Watchlist vielleicht kannst du da auch einfach mal noch ein bisschen was dazu erzählen
00:19:34: Genau, die Chefin Watchlist wurde gegründet von Denise und mir. Also Denise ist die Hauptgründerin, weil wir einfach, sie macht das Gleiche wie ich quasi beim Stern, ist da Kulinarik Journalistin. Und uns ist einfach aufgefallen, da muss man ja auch jetzt nicht so fachsam sein, dass einfach Frauen fehlen überall und dass die Sichtbarkeit eine andere sein muss. Und darum geht es einfach, bei der Watchlist eine Sichtbarkeit zu schaffen. zu zeigen, es gibt die Frauen, in den Küchen stehen, die in Deutschland stehen, es gibt aber auch Frauen, die gerne Gast geben, die sommeliers sind, die in der Patisserie arbeiten und auch die Sous-Chefinnen. Also da ist noch sehr viel geplant. Weiß jetzt auch gar nicht, ob ich zu viel verraten habe schon, aber es geht einfach die Sichtbarkeit und zu zeigen, man kann das auch werden, weil mir ist auch aufgefallen, alle Köchinnen, die ich bisher getroffen habe und porträtiere, denen haben immer die Vorbilder gefehlt. es gibt halt, wenn jetzt nur, sag ich mal, Männer Köche sind, bekannte Köche, denkt sich kein kleines Mädchen, ich kann das auch werden. Genauso wie sich kein kleines Mädchen denkt, ich kann Bauingenieurin werden oder sonst was, wenn es da einfach keine Vorbilder dafür gibt. Und bei mir war das insofern ähnlich, was den Kulturjournalismus angeht. Bei Konzerten, Konzertkritiken war ich natürlich immer die einzige Frau auch auf der Presse-Tribüne und hab dann gesagt, ich schreib halt über die Klamotten und so. Es ist überall das Thema und wenn es eben diese Sichtbarkeit nicht gibt, dann passiert auch nichts und so ist es ein kleiner Teil dabei zu tragen zu sagen, es gibt diese tollen Frauen und was die alles machen können. Genau.
00:21:18: Man rückt sie einfach stärker dadurch auch in den Fokus. sind, glaube ich, nur jeder zehnte Michelin-Stern in Deutschland. Geht hier an eine Köchin, wenn ich so grob überschlage oder sonst noch weniger sogar.
00:21:26: Ich glaube für weniger sind es nicht. Es sind unter 10 Prozent auf alle Fälle. Ich glaube wir sind da bei 342, Stand heute weiß ich nicht, 340 Michelin-Sternen in Deutschland. Also bei den zwei Sterneköchen haben wir die Dussteiner und die Rosina Ostler und ich finde auch man kann auch die Julia A. Leitner in Berlin vom Coda dazuzählen. Sie ist nämlich auch Küchenchefin dort und dann haben wir drei 2 Sterne Köchinnen und bei Köchinnen, ich kann es jetzt nicht konkret sagen, aber es sind nicht so viele.
00:22:05: Deswegen gibt es auch die separate Auszeichnung Köchin des Jahres. Ist das auch dringend notwendig, dass man einfach mal sagt, nicht nur der Koch des Jahres, sondern es gibt auch die Köchin des Jahres oder verstärkt das dann am Ende nur die Trennung zwischen Männern und Frauen in der Branche.
00:22:22: Das ist ein schwieriges Thema und das sieht auch jeder anders, weil es natürlich so eine Art von überzogen, positiven Sexismus ist, wenn man da eine extra Kategorie macht. Andererseits zeigt es mal wieder, okay, es gibt die Frauen, die man auszeichnen kann. Also es ist wirklich schwierig.
00:22:40: Ja Wie bewertest du das sind die frauen untereinander in der gastronombranche da auch gut miteinander vernetzt gehen die da auch ein bisschen anders miteinander als das vielleicht dann die männer tun Da gibt es ja so buddies aber es gibt auch glaube ich bei männern viele die dem anderen alles neiden und sich da gar nicht so gut verstehen wenn man dann schon so ja Wenige Frauen in der Zähne, in der Kochzähne, Gastrozähne ist, vernetzt man sich da auch stärker und versucht sich da auch irgendwie zu pushen.
00:23:12: Das ist so ein bisschen das Ziel von Chefin, dass da Kooperationen oder Austausch einfach stattfindet. Was man sagen muss bei allen Köchinnen und glaube auch bei vielen Köchen, die täglich in der Küche stehen, die haben einfach wenig Zeit sich zu vernetzen. Die müssen einfach erstmal ihr Restaurant am Laufen halten und ihre Mitarbeitenden versorgen und gucken, dass sie genügend Mitarbeiter haben und gerade in der Selbstständigkeit. Deshalb findet da auch natürlich wenig statt, weil einfach die Zeit an allen Ecken fehlt. Und ich merke das auch immer wieder, wenn ich Anfragen stelle für Moderationsabende. Natürlich finden die an dem Montag statt, wenn die meisten Restaurants zu haben. Da sind Frauen dann eher so, nee, ich habe ja keine Zeit, ich muss mich ja ums Restaurant kümmern. Männer können dann doch mal weg, aber das ist vielleicht auch gar nicht das Geschlechterspezifische, sondern immer in der ... individuellen Situationen. weiß es nicht.
00:24:14: Ja du hast ja eben gesagt vielen Frauen fehlt da vielleicht dann auch das weibliche Vorbild wo man sagt ich kann mich da dran orientieren. Es gibt ja schon auch recht viele weibliche Absolventinnen immer so diese Gastro Schulen und so weiter anschaut die gehen dann nur nachher irgendwo auch wieder verloren. Wo dran liegt das liegt das am rauen Umgangszon der in manchen Küchen oder in vielen Küchen immer noch herrscht. wenn er Männer dominiert ist oder ist es bei Frauen genauso dass es da einen harten Turn gibt führen Frauen anders
00:24:53: Das kann ich jetzt so gar nicht beurteilen. Ich glaube schon, dass der Ton ein anderer ist, aber das große Thema, was hinter allem natürlich steht, ist die Vereinbarkeit. Also was passiert dann mit Frauen, wenn sie Kinder wollen und Kinder Da ist zum Beispiel auch Duos Steiner im Schwarzwald, bei der Wikifuchs wiederum gelernt hat, auch ein Vorbild, dass vielleicht Wikifuchs das damals wusste, so hat es es zumindest mir im Interview erzählt, weil die eben einen Betrieb und Familie. vereinbaren konnte. Und das ist einfach das große Ding, dass da neue Wege gegangen werden müssen. Also eine Sarah Hallmann zum Beispiel in Berlin vom Hallmann & Klee hat eine Mitarbeiterin, in der Tagesschicht arbeitet, weil die ein Kind zu erziehen hat und kann so die ganzen Vorbereitungen machen, aber ist nicht abends dann zugegen. Und so Lösungen müssen dann halt gefunden werden. Aber diese Vereinbarkeit ist in allen Jobs. schwierig, aber in Jobs, du halt abends und am Wochenende und jeden Feiertag und an Ostern und Weihnachten und Silvester arbeiten musst, halt ganz, ganz schwierig.
00:25:59: Was denkst du aus deiner Erfahrung raus, die jetzt nicht nur deutschlandweit, sondern ja auch europaweit unterwegs ist in der Gastrozene? Wo wird sich die Gastrozene jetzt in den nächsten Jahren hin entwickeln? Man spürt ja, dass da schon auch ein Ruck durchgeht und es hier und da kräftig ruckelt. Sternerestaurants schließen, aber natürlich auch so der ganze Mittelbau. zwischen ganz günstig und hochpreisig verschwindet. Wo wird sich dann die Gastrowelt hin entwickeln aus deiner Sicht?
00:26:32: Da ist es schon angesprochen, was das Schwierige sein wird in den nächsten Jahren oder jetzt auch allgemein, dass der Mittelbau, dass der so schwer hat und wegbricht und was natürlich ganz, ganz schwer ist für die Gastronomie. Die ganz hohen Fine-Dining-Restaurants, da gehen ja, wenn man ehrlich ist, wie viel Prozent der Bevölkerung geht da regelmäßig hin. Das sind die, die sich das wahrscheinlich weiterhin leisten können und wird es wahrscheinlich weitergeben. Ich hoffe, dass es mehr Menschen und Qualitäten gehen wird. Also wenn ich jetzt einen Wunsch äußern kann, weil wo es hingeht, schwierig. Zu noch mehr Fastfood, zu noch mehr To-Go, noch mehr Convenience. Aber ich würde mir wünschen, dass bei allem technischen Fortschritt wirklich das, was man eben nur in der Gastronomie erleben kann, nämlich die Begegnung und das Gastgebertum, dass sowas mehr in den Mittelpunkt rückt. und mehr Aufmerksamkeit findet.
00:27:38: Das ist ein sehr schönes Schlusswort. Herzlichen Dank, liebe Anja, für deine spannende Einblicke in die Welt des kulinarischen Journalismus.
00:27:47: Ja, ich danke, dass ich da sein durfte, dass du dir Zeit genommen hast. Vielen Dank.